Prozessberichte vom 29.07.2019. und 30.07.2019 im Elbchaussee-Prozess

Am 29.07.2019 waren die Polizei-Zeugen Freitag und Gemein da.
Der Polizeibeamte Gemein, der zur Sicherungswache der Bundes-Polizei am BahnhofAltona gehörte, wusste außer dem Umstand, dass er und sein Kollege beim Autos umparken von den anstürmenden, er schätzt 30 Personen (in seinem Bericht hatte er von 5-10 geschrieben) überrascht gewesen seien, und sie sich nach einem Angriff auf die Einsatzfahrzeuge dann mit gezogenen Schusswaffen in den Bahnhof zurückgezogen hätten, nicht viel zu berichten.

Der Polizeibeamte Freitag war mit seiner Blumberger Einheit ebenfalls am Bahnhof Altona eingesetzt. Er habe mit seinem Trupp wie er später festellte exakt für die spätere Zeit des „Aufmarsches“ den Auftrag erhalten, diesen vom Hauptbahnhof an den Bahnhof Altona zu verlegen und sei dann dort mit zwei Fahrzeugen vor dem Haupteingang des Bahnhofs gestanden. Wie es zur Erteilung des Auftrags gekommen sei, könne er nicht sagen. Sie hätten erst Rauchwolken und Leuchtsignale wahrgenommen und sich dann in die Körperschutzausstattung begeben. Ein Trupp habe vorher schon Versammlungsteilnehmer, die sich sich am Bahnhof trafen begleitet.

Es seien dann schätzungsweise 30 (in seinem Bericht waren es noch 5-10 gewesen) schwarz gekleidete Personen aus Richtung Max-Brauer-Allee aufgetaucht, die auf den Bahnhof, konkret auf die dort geparkten Einsatzfahrzeuge, zugestürmt seien. Sie hätten sich aufgrund der zahlenmäßigen Unterlegenheit nach Bewurf mit Flaschen, Steinen und Brandsätzen dafür entschieden, die Fahrzeuge zu besteigen und seien mit Sonderzeichen in Richtung Ottensener  Hauptstraße losgefahren, hätten dann einen U-Turn am Busbahnhof gemacht und seien dann wieder in Richtung Max-Brauer-Allee gefahren. Im Rückspiegel habe er noch sehen können, wie an dem hinteren Reifen des zweiten Einsatzfahrzeugs etwas gebrannt habe. Was gebrannt habe, wisse er nicht. Das sei auch schnell wieder  ausgegangen. Zurück auf der Max-Brauer-Allee sei dort schon keiner mehr gewesen. Sie hätten dann Verstärkung angefordert, die wenig später auch eingetroffen sei. Es habe sich um Bundespolizei und Landespolizei gehandelt.

Am 30.07.2019 ging die Befragung der Zeug*innen los, die als  (mittelbar oder unmittelbar) „Geschädigte“ gelten. Es wurden zwei Angestellte aus der HASPA-Filiale neue Große Bergstraße vernommen, die schilderten, dass für sie überraschend die gesamte, am Vorabend schon außerhalb der Dienstzeiten auf der Rückseite beschädigte Filiale, angegriffen worden sei. An allen Fenstern hätten
Menschen in dunkler Kleidung und Vermummung gestanden und mit Steinen, Hammer und Verkehrsschildern auf die Scheiben  eingeschlagen. Einer sei mit dem Oberkörper in der Filiale gewesen, sie hätten Angst gehabt, dass die Menschen reinkämen. Ein  Regionalleiter, der wegen des Angriffs am Vorabend anwesend gewesen sein will, habe beim Versuch, ein Fenster im ersten Stock zu schließen Farbtreffer erhalten. Eine Farbbombe in einem Glasbehältnis sei auf das Fenster geworfen worden und am Fensterrahmen zerplatzt, so dass er Scherben und rote Farbe abbekommen hätte. Das hätten die anderen möglicherweise für Blut gehalten. Derselbe Zeuge habe vorher für einen im SB-Bereich schlafenden Obdachlosen die Außentür von innen verschlossen, damit diesem nichts passiere. Dieser habe das aber einfach überschlafen.

Nachdem die Menschen weitergezogen seien, hätten sie dann aus der Filiale fliehen können, wobei sie zunächst Kunden vor der Tür gesagt  hätten, dass die Filiale heute geschlossen bleibe.