Lieber Fabio,
am Donnerstag Abend wurden deine Haftbedingungen verändert und sind jetzt noch eingeschränkter. Du kannst nur Besuche empfangen, wenn sie vom Gericht genehmigt werden, und sie werden überwacht. Alle Telefongespräche, die man dich irgendwann vielleicht führen lässt, müssen genehmigt werden und werden überwacht. Alle Briefe, die du erhältst und schreibst, werden abgefangen, übersetzt und gelesen. Alle Pakete unterliegen denselben Kontrollen.
Ich weiß, dass man dir das mitgeteilt hat, und dass du mit Verbitterung darauf reagierst. Ich verstehe dich, denn ich fühle dasselbe. Bei diesen neuen Haftbedingenen werde ich dich nicht am Sonntag besuchen können, worum du mich gebeten hast, und vielleicht kommt es sogar dazu, dass ich gar nicht mehr mit dir in Kontakt treten kann.
Diese Einschränkung der Regeln, denen du unterworfen bist, ist unrechtmäßig, denn du bist nur im Gefängnis, weil du auf einen Prozess wartest und angeblich Fluchtgefahr besteht. Aus diesem Grund darf dein Recht auf Kommunikation mit Personen außerhalb des Gefängnisses in keiner Weise beschränkt werden. Deine Anwältin wird sich überlegen, wie gegen diese absurde Entscheidung vorzugehen ist.
Ich werde dir weiter lange Briefe schreiben, dir Abschnitte aus Büchern, Liedern und Gedichten abschreiben, allles, was mir einfällt, damit du dich weniger allein fühlst in diesem Augenblick, den sie dir immer schwerer machen. Ich hab dich lieb.
(Status der Mutter von Fabio, dem jüngsten der Gefangenen nach dem G20 in Hamburg)